Kunstschütze Jurascheck lässt Union jubeln
Das Schneckenrennen geht für beide Vereine weiter. Das Fußballkreisderby zwischen dem FC Union Mühlhausen und dem 1. SC 1911 Heiligenstadt endete nach dramatischen 98 Minuten mit einem für die Gastgeber schmeichelhaften 2:2- Remis. Die Punkteteilung bedeutet für beide, das vor ihnen langsam eine Lücke entsteht und sie die unteren sieben Vereine aktuell anführen, die den Kampf um den Ligaverbleib untereinander zu bewältigen haben. Die kleinsten Fußballfans waren vor und gegen Ende des Nachbarschaftsduells die Hauptdarsteller, vor dem Anpfiff umrahmten die gelb gekleideten Einlaufkids der Nikolaischule unter Leitung von Lehrerin Franka Haas die Protagonisten. Nach deren Abgang unter Applaus der mehr als 350 Zuschauer sahen diese eine besser startende Gästeelf, die offensiver und mutiger agierte und sich dadurch Feldüberlegenheit erarbeitete. Dadurch verlagerten sie das Geschehen Richtung der Mühlhäuser Abwehrreihe, die sich weit zurückdrängen ließ und sich einem anrennenden Eichsfelder Team gegenüber sah. Die Belohnung ließ nicht lange auf sich warten. Eine weite Flanke von der linken Seite durch Alexander Aschoff köpfte Maciej Wolanski an den Pfosten, den Abpraller drückte Lucas Roth über die Linie -0:1 (9.). Das gab den Jungs von Trainer Stefan Lerch Selbstvertrauen, während die Mühlhäuser Unsicherheit zu spüren war. „Wir wollten aus einer kompakten Abwehr heraus agieren, jedoch uns nicht so nach hinten drängen lassen, sondern viel weiter vorne“, musste Unions Coach Patrick Krumbholz feststellen, das es mit der Umsetzung seiner Strategie haperte. Die Angreifer hingen in der Luft, hatten zu viel Feld vor sich, kamen nicht in gefährliche Situationen. Das machten die cleveren Heiligenstädter besser, sie hatten die bessere Raumaufteilung und erarbeiteten sich ein Chancenplus. „Wir sind gar nicht ins Spiel gekommen. Unsere Abstände zwischen den Ketten waren zu groß und wir waren mit dem knappen 0:1 noch gut bedient“, meinte Union Coach Patrick Krumbholz zur ersten Hälfte. Am Bild änderte sich auch im zweiten Abschnitt nichts, die Kurstädter hatten alles im Griff und durch Wolanski, Roth , Yannick Stellmann und Aschoff tolle Gelegenheiten, das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. Als den Eichsfeldern nach Konter über die rechte Außenbahn durch Roths Doppelpack das 0:2 gelang, schien der Drops gelutscht (66.). Die Unioner fanden keine Mittel, erst die Umstellung auf ein 3-4-3 System und vor allem die Hereinnahme vom angeschlagenen Mannschaftskapitän Toni Jurascheck sorgte für Belebung in den Mühlhäuser Reihen. „Ich glaube so nach 65 Minuten musste unser Torwart das erste Mal einen Ball halten“, so Lerch hinterher. Seine Mannschaft muss sich den Vorwurf machen, nicht den Sack zugebunden zu haben. Als Unions Torwart Christopher Müller mit Nasenbeinbruch vom Feld musste und die Partie acht Minuten unterbrochen war, war allen klar das es länger dauern würde. Unions Torwartdebütant Simon Appenroth´s Abwurf zu Tom Fränkel nahm dieser auf, lief über den halben Platz und nagelte die Kugel rein-1:2 (90.). Das weckte die Lebensgeister der Gastgeber. Dann hatte Familie Jurascheck ihren Auftritt. Nach einem Freistoßpfiff vom guten hessischen Referee vor der Strafraumgrenze, feuerte Töchterchen Clara ihren Papa lautstark an, der knallte den ruhenden Ball über die Mauer in die Maschen und rannte mit der Union- Meute im Schlepptau zu seiner kleinen Tochter und herzte sie inmitten der Spielertraube-2:2 (90.+8). Danach hatten die Gäste sogar noch Glück, das nicht noch das eiserne 3:2 gelang, wegen Abseits. „Ich bin immer noch enttäuscht, wie wir uns 80 Minuten vor unseren erwartungsfrohen Fans präsentiert haben. Erst mit „Jura““ kam Schwung ins Offensivspiel und dank der Moral in der Truppe haben wir uns einen glücklichen Punkt erzwungen“, so Unions unzufriedener, aber letztendlich glücklicher Trainer nach dem „gefühlten Sieg.“
Michael Meyer